Im März habe ich spontan beschlossen, dass es Zeit für einen Tapetenwechsel ist. Schließlich war das letzte Abenteuer da schon wieder viel zu lange her. Da meine Cousine mich als ihr Standby eingetragen hat (der Credit an dieser Stelle geht an sie), musste nur noch entscheiden werden, wohin die Reise gehen soll. Zuhause überschlugen sich gerade die Ereignisse und so wäre das Königreich "Weit Weit Weg" meine favorisierte Destination gewesen. Leider flog Discover dieses aber nicht an. Andere Ziele, die mir mindestens einen Kontinent Entfernung von Zuhause (das Wort, dessen Bedeutung ich bis zur Unendlichkeit suchen werde) verschaffen würden, waren Afrika, Asien oder Amerika. Warm sollte es sein - war es überall -, gute Fotospots sollte es haben und sicher genug sein, um es als Frau alleine zu bereisen. Am Ende war es ein Trade-off zu Gunsten der guten Bilder. Schließlich war ich mit Leib und Seele Fotografin und für ein gutes Bild hatte ich in der Vergangenheit schon eine mehrstündige Wanderung auf einen aktiven Vulkan in Kauf genommen. Die Victoria Falls (Simbabwe, Afrika) standen zwar noch auf meiner Bucket List und wurden von Discover angeflogen, fielen jedoch raus, weil es sich dabei um ein Malaria Hochrisikogebiet handelt und ich bereits übermorgen fliegen wollte. Asien wird von Discover nur bedingt angeflogen und so landete ich, im sprichwörtlichen und tatsächlichen Sinn, am Sonntag, den 31. März 2024, in Cancún.
Vorweg: Ja, es ist absolut kein Problem als Frau alleine mit der Kamera nach Mexico zu reisen. Man muss nur ein paar Dinge beachten...
Ich hatte mir in der kurzen Vorbereitungszeit die Sicherheitshinweise vom auswärtigen Amt durchgelesen und war mir sicher, dass ich mir absolut unsicher war, ob es sicher war ("Die Gewalt gegen Frauen ist hoch, darunter Morde, sexuelle Übergriffe und Entführungsversuche, auch in den Touristenregionen"). Aber gut. Das war jetzt schon so und ich in Mexiko. Am Flughafen angekommen hatte ich noch einmal kurz Schweißausbrüche, weil die Sicherheitskräfte mich direkt zur Seite nahmen, um mein Gepäck zu filzen (Grund: in der Ankunftszone sind keine Handys erlaubt und ich hatte auf mein Smartphone geschaut, um den Weg zum Bus zu checken). Außer einem Apfel, den man mir höchstens an den Kopf aber nicht vorwerfen konnte (Achtung schlechter Wortwitz), hatte ich nichts Verbotenes ins Land geschmuggelt und so war ich nach wenigen Minuten wieder auf freiem Fuß. Der Weg zum Bus, der Ticketkauf und die Fahrt nach Tulum (die Stadt hatte ich mir ausgesucht, weil sie authentisches Dschungel-Flair versprach), lief dann fast schon zu reibungslos. Und so verbrachte ich die meiste Zeit meiner 7-tägigen Reise in der Region 130 km südlich von Cancún in und um Tulum bzw. Valladolid. Playa del Carmen stattete ich am vorletzten Tag einen kurzen Anstandsbesuch ab, setzte mich jedoch in den nächstbesten Bus zurück in den Dschungel, weil in Playa del Carmen - ebenso wie in Cancún übrigens - gerade Spring Break Season war und es nebst krebsroten und betrunkenen Engländern nicht viel zu sehen gab. Stattdessen gab es dort etwas auf die Ohren, denn die Poolpartys dort waren unerträglich laut und gingen gerne bis 3 Uhr nachts. Nun also mehr zu Tulum, ein Ort der mich zu fesseln vermochte. Ich bin dort fast alles mit dem Fahrrad abgefahren. Entgegen der Meinung des Hotelpersonals war das als mittelmäßig sportliche Europäerin alles gar kein Problem :-) Am vierten Tag fühlte ich mich so sicher, dass ich sogar früh um 6 Uhr alleine durch den Dschungel radelte, um den Sonnenaufgang zu fotografieren.
Things to Do in Tulum bzw. Yucatan (gleichzeitig meine favorisierten Foto-Spots):
Tauchen in Frischwasserpools, den sog. Cenoten: Dort gibt es Fische, Schildkröten und zahlreiche andere Tiere ober- und unterhalb der Wasseroberfläche zu bestaunen (unbedingt Taucherbrille einpacken). Direkt um Tulum herum gibt es zahlreiche Cenoten, die gut mit dem Rad oder Roller zu erreichen sind. So z.B. die Cenote Cristal und die Cenote Escondido (Kombiticket für 150$ MX, umgerechnet ca. 8 €). Beide sind auf den Fotos in der Galerie zu sehen. Sie liegen an der Oberfläche nicht weit entfernt der Straße im Dschungel im Westen von Tulum. Mein persönliches Highlight, das ich jedem Yucatanbesucher empfehlen würde, ist jedoch die Cenote Oxmann, die einen Halbtagesausflug von Tulum entfernt nahe der Stadt Valladolid liegt. Sie schraubt sich ca. 30 Meter tief ins Erdinnere, wo den mutigen Besucher ein Seil zum Hineinschwingen in das türkisblaue Wasser einlädt. Meiner Meinung nach ein absolutes Muss. Was dort jedoch ebenfalls ein Muss ist, sind die Schwimmwesten, die man im Pool tragen muss.
Maya Ruinen und Tempel: Tulum gehört zu denjenigen Maya-Fundstätten, die direkt am Meer liegen und damit zu den spektakulärsten archäologischen Stätten Mexicos. Die Region wurde ungefähr um 1200 besiedelt und war im 13./14. Jhd ein wichtiger Handelsknotenpunkt der Maya. Fährt man mit dem Rad den Küstenstreifen im Naturschutzgebiet entlang (Eintritt ca. 65$ MX - geöffnet ab 8 Uhr), so stößt man am Ende automatisch auf die historische Zone. Dort muss man noch einmal extra Eintritt bezahlen und dafür mit einem atemberaubenden Blick auf Küste und Tempel belohnt.
Schwimmen im karibischen Meer: Das Wasser hat ganzjährig eine angenehm warme Temperatur von mind. 21°C und der Sand ist deutlicher feiner als der gemeine Europäer es von den italienischen und spanischen Mittelmeerstränden gewohnt ist. Leider war er damit Gift für meine frisch von Nikon überholte Kamera. Schöner auch als an den eben erwähnten Stränden ist, dass insbes. im Naturschutzgebiet, welches Richtung Norden verläuft, nur wenige, ausgewählte Hotels stehen. Achtung: Einlass erst ab 8 Uhr morgens. Wer wie ich dort den Sonnenaufgang fotografieren möchte, muss den mit Maschinengewehr bewaffneten Männern, die einen am Eingang aufhalten und auf das Schild verweisen, lieb zuzwinkern. Es gilt: Regeln sind in Mexico nur für diejenigen da, die sich daran halten wollen - alles ist Ermessenssache. Tulum Beach, der Strandabschnitt, der sich gen Süden zieht, ist da, um die gut betuchten kalifornischen Touristen, um ihre im Silikon Valley reichlich verdienten Dollar zu bringen. Dort gibt es kaum kostenfreie Strandzugänge (der Zugang alleine kann abends schon mal 160 US $ kosten) und fürs Parken wird auch noch einmal kräftig zugelangt (ca. 20-30 US $). Die Hotels an diesem Strandabschnitt kosten gut und gerne 400 US $ aufwärts die Nacht. Das kann man sich getrost sparen und in der Stadt übernachten.
Tacos essen am Straßenrand essen: Wenn die Mexikaner eines können, dann ist das gutes Essen. Während man in den Restaurants nahezu europäische bzw. amerikanische Preise zahlt, bekommt man an vielen Straßenständen authentisches, mexikanischen Essen zu erschwinglichen Preisen (z.B. Tropitango Tulum in La Veleta). Egal ob Taco, Burrito oder einfach nur Guacamole: hier schmeckt alles. Aber Achtung: Man sollte einen guten Magen haben. Ich kam mit einer (zum Glück nur leichten) Lebensmittelvergiftung nach Hause.
Spaziergang durch La Veleta: Mein Lieblingsviertel in Tulum ist La Veleta. Hier gibt es nur wenig befestige Straßen und die Siedlung ist immer wieder von Dschungel oder leerstehender Fläche durchbrochen. Zwischen den Hotels, Restaurants und Geschäften gibt es immer wieder Armensiedlungen. Nachdem ich am zweiten Tag festgestellt habe, dass die Menschen dort sehr freundlich sind, habe ich mich sogar getraut, in der Abenddämmerung dort alleine spazieren zu gehen. So entstand das Bild von den beiden Mechanikern in der Garage un dem kleinen Mädchen, das auf dem Boden sitzt.
Kaffee in einem der coolsten Coworking Spaces im Dschungel: Zwei Orte haben mich in Tulum absolut gefesselt und beide liegen in La Veleta. Das eine ist ein von Lianen bewachsener Coworking Space mit dem Namen Once Tulum und das andere ist eine kleine Bäckerei / Konditorei mit genialem Gebäck und Croissants fast wie in Frankreich (volle Punktzahl auf Tripadvisor lügt nicht). Für viele kalifornische Digital Nomads ist Tulum übrigens eine bekannte Coworking Destination im Dschungel.
Meine Packliste für die Yucatan-Halbinsel
Neben den Dingen, die man immer mitnimmt, empfehle ich
Einen Adapterstecker für Steckdosen Typ A (zweipolig und flach). Unbedingt Zuhause kaufen, denn in Mexico tut man sich schwer, einen Stecker für europäische Geräte aufzutreiben.
Einen großen Rucksack oder einen Koffer mit großen (!) Rollen, der sich auch über Sand ziehen lässt (bleibt besser beim Rucksack).
Eine Taucherbrille für die Cenoten (kann auch gegen eine Gebühr geliehen werden).
Einen Brustbeutel oder diebstahlsicheren Rucksack.
Bargeld (das meiste kann man zwar mit Karte zahlen, aber gerade die Straßenstände verlangen noch immer Cash).
Mückenspray, z.B. Antibrumm - ein Mittel mit einem DEET-Gehalt von 30% (Diethyltoluamid, kurz DEET, wirkt, indem es einen Duftmantel auf der Haut ausbildet, der den Schweißgeruch überdeckt). Wer sich genauer über die verschiedenen Insektenabwehrmittel informieren möchte, kann dies hier auf der Seite vom Auswärtigen Amt tun. Nicht vergessen: Es ist kein Hochrisikogebiet, aber auch dort gibt es Malaria oder Zika.
Eine kleine Glasflasche (kann man auch vor Ort kaufen), da Plastikflaschen in den Naturparks oft verboten sind. Mit dieser kann man an den Trinkwasserständen am Strand Wasser abfüllen. Die Getränke dort sind z.T. sehr teuer.
Eventuell einen Drybag, um Wertgegenstände und Handy mit ins Wasser zu nehmen. Ich hätte mir an mancher Stelle eine wasserfeste Handyhülle bzw. ein wasserfestes Kameracase gewünscht.
Meine persönlichen Sicherheitshinweise und Empfehlungen:
Beim Tanken darauf achten, dass der offizielle Literpreis an der Zapfsäule steht. Dabei niemals den Zapfhahn aus der Hand geben oder sich in ein Gespräch verwickeln lassen. Manchmal kommen sie zu zweit oder dritt und einer verwickelt die Touristen in ein Gespräch bzw. beginnt ungefragt mit dem Putzen der Windschutzscheibe, während ein weiterer das Tanken übernimmt. Für diesen "Service" zahlt man deutlich mehr als man erwarten würde ;-) (nämlich mit einer dreimal so hohen Rechnung).
Beim Fahren auf die Temposchwellen achten.
Wertgegenstände nahe am Körper tragen (ich selbst bin hier gerne etwas zu nachlässig).
Auf giftige Skorpione und gefährliche Reptilien (z.B. Spitz-Krokodil) achten.
Immer etwas Bargeld dabei haben, falls man (manchmal auch zu Unrecht) einer Verkehrswidrigkeit bezichtigt wird.
Bustickets (v.a. die zum Flughafen) mit viel Vorlauf kaufen. Die Schlangen an den ADO-Bushaltestellen sind manchmal ewig. Achtung: Wer kein spanisch kann, der sollte Besser Google Translator einschalten. Es spricht dort nicht jeder Englisch.
Wow was für ein mega Beitrag. Dankeschön!